Beseelte Vorweihnachtszeit

Wo ist der Raum der Seele im Advent?

Eigentlich könnte man die Zeit vor Weihnachten ja wirklich genießen. Die Menschen haben die Häuser schön geschmückt, in den Fenstern brennen Lichter. Wenn ich abends mit dem Hund einen Spaziergang mache, genieße ich es, all die schön geschmückten Häuser in unserer dörflichen Idylle zu betrachten. Wie schafft man es aber, dass man diese Zeit nicht nur „eigentlich“ genießen kann? Was hindert uns daran, sie wirklich zu erleben? Wie kann man diese Zeit beseelen?

Der „Stress“ der Vorweihnachtszeit

Wenn ich mich umhöre, erlebe ich, dass es jedes Jahr das Gleiche ist. Der Stress wird ausgelöst durch eine Menge Weihnachtsfeiern, durch die verzweifelte Suche nach passenden Geschenken, durch den Wunsch alles perfekt und schön und sauber zu haben, durch Diskussionen wann man wen an Weihnachten besucht. Wie kann man das ändern? Wie kann die Seele Raum finden, um diese besondere Zeit des Jahres wirklich zu genießen.

Weihnachtsfeiern

Weihnachtsfeiern sollen grundsätzlich dazu da sein, den Jahresausklang in gemütlicher Runde zu feiern. Allerdings sind viele Menschen auf vielen Weihnachtsfeiern eingeladen und dadurch wird das  – sowieso schon knappe – Zeitbudget deutlich strapaziert. Als Eingeladener hat man nur eine Wahl: Hingehen oder fernbleiben. Wenn man sich für das Hingehen entscheidet, sollte man dies auch freien Herzens tun. Innerlich zu hadern und trotzdem zu gehen ist die schlechteste Lösung und bringt niemandem etwas. Wenn es gar nicht passt, ist es ehrlicher und Nerven schonender, wenn man sich entschuldigt und nicht hingeht. Die Erde wird sich weiterdrehen. Und die Seele freut sich über einen freien Abend. Nur wenn das Feiern zu einer echten Begegnung von Mensch zu Mensch und von Seele zu Seele wird, hat es für uns einen inneren Wert.

Wenn man aber derjenige ist, der die Weihnachtsfeier organisiert, dann finde ich die Lösung, die mein Mann sich bereits letztes Jahr ausgedacht hat, sehr fein. Er macht keine Weihnachtsfeier, sondern irgendwann in der zweiten Januarhälfte eine Neujahrsfeier. Das entstresst das Ganze sehr. Und es ist viel gemütlicher, wenn man sich in einer Zeit zusammensetzt, in der jeder wieder zur Ruhe gefunden habt. Dann ist Raum und Zeit den Anderen wahrzunehmen, wirklich mit den Menschen zu sein, anstatt ein Pflichtprogramm zu absolvieren.

Geschenke

Wer freut sich über rasch zusammengekaufte Geschenke? Mal ehrlich? Wenn ich ein Geschenk öffne, das mir signalisiert, dass der Schenkende mal rasch wohin gerannt ist und mir IRGENDWAS gekauft hat, finde ich es schade. Schade um die Rohstoffe und schade ums Geld. In meinem Umfeld haben die meisten Menschen mehr als sie brauchen und ich bin schon lange dazu übergegangen sinnvolle Dinge zu schenken. Dieses Jahr erhalten Freunde und Geschäftspartner dieses Geschenk:  Geschenke mit Sinn

Und das nicht nur, weil ich bei diesem Unternehmen arbeite, sondern weil ich es wirklich sinnvoll finde. Wir haben vor Jahren auch bei der Caritas Ziegen in Burundi finanziert und das passende Shirt dazu erhalten und verschenkt.

Dazu gibt es noch eine Kleinigkeit. Dieses Mal sind es selbstgemachte Seifen einer lieben Freundin. Letztes Jahr habe ich selbstgemachte Brownie-Mischungen verschenkt. Ansonsten verschenke Zeit. Zeit zum Zuhören, zum plaudern, zum Ideen verfolgen…. Je mehr Menschen sich aus dem Konsumstress lösen, umso entspannter kann die Adventszeit und Weihnachten sein. Ich möchte lieber Zeit mit der Familie verbringen, als durch überfüllte Kaufhäuser hetzen.

Das perfekte Fest

Die Jagd nach dem perfekten Fest erzeugt jedes Jahr eine Unzahl von Familientragödien. Die Erwartungen an Weihnachten sind so hoch, dass sie oftmals nur in Enttäuschung enden können. Ja, ich finde es auch schön, wenn alles sauber ist und schön geschmückt. Aber sauber, schön geschmückt und total entnervt ist keine gute Kombination. Um den Geist der Weihnachtszeit wahrnehmen zu können, braucht es nämlich nur eines: Ein wenig Ruhe! Lieber entspannt gekaufte Kekse essen, als mit Zorn eigene backen. Lieber nur eine Kerze ins Fenster stellen, als Lichterketten mit Aggressionen aufzuhängen. Lieber über etwas Staub hinweg sehen, als mit zusammengebissenen Zähnen zu putzen…. Bei der Organisation des Festes kann doch auch gerne mal abgewichen werden, von Traditionen, die nur um ihrer selbst Willen gepflegt werden. Wenn ich mit bestimmten Menschen die Weihachtstage verbringen möchte, dann tue ich es. Wenn ich das nicht will, lasse ich es. Das erzeugt nicht immer Zustimmung, aber ich persönlich finde es besser, da meiner Seele zu folgen und das zu tun, was für mich stimmig ist. Das braucht manchmal ein wenig Mut. Aber es lohnt sich!

Raum für die Seele

Nicht nur, aber ganz besonders in der Vorweihnachtszeit, an den Weihnachtstagen und in den Raunächten haben viele Menschen das Bedürfnis, ihrer Seele Raum zu geben. Egal woran man glaubt, es ist eine besondere Zeit. Ich habe sicher kein allgemeingültiges Rezept, aber mir hilft die alte buddhistische Regel: Im Hier und Jetzt zu sein.

Ja, das klingt vielleicht abgedroschen, schließlich liest man das in jedem Lebensratgeber, in jedem Artikel über work-life-balance und was es sonst noch gibt. Aber: Wer tut es wirklich? 

Ich war vor einer Woche wieder eine Woche in England im Arthur Findlay College und habe diese Zeit – unter anderem – auch dazu genutzt, mir klar zu machen, was wirklich zählt. Was für mich zählen würde, wenn dies heute mein letzter Tag wäre. Und ich würde dann sicher nicht denken, dass ich dringend noch zu Einkaufszentrum XY müsste, um Geschenke zu kaufen, sondern ich wäre gerne zu Hause. Ich wäre gerne zusammen mit den Menschen, die ich liebe. Ich wäre gerne in der Umgebung, in der ich mich wohlfühle…. Und da ich nicht weiß, wann für mich der Tag gekommen ist, der mein letzter sein wird, möchte ich jeden Tag so leben, als wäre er besonders kostbar. Denn so ist es.

Jeder Tag ist besonders kostbar

Es wird ihn nämlich nur einmal geben. Niemand bringt mir einen versauten Tag zurück. Und ich möchte nicht irgendwas tun, und dabei schon an das Nächste denken, sondern ich möchte alles, was ich tue, in der vollen Aufmerksamkeit tun. Egal, was es ist. Wenn man sich daran hält, kann man nicht gestresst sein. Und es ist interessant: Dadurch schafft man nicht weniger. Vielleicht sogar mehr, aber das ist nicht das Ziel. Es geht um Qualität, nicht um Quantität. Und wenn ich so lebe, hat meine Seele plötzlich Raum und Luft. Ich kann die innere Stimme hören.

Liebe LeserInnen

Ich wünsche Ihnen und Euch eine beseelte Weihnachtszeit!

 

 

 

2 Kommentare zu „Beseelte Vorweihnachtszeit

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