Seit Mai haben wir ein neues Familienmitglied. Es heißt Bob. Nein, wir haben ihn nicht in Anlehnung an das Buch „Bob der Streuner“ so genannt, sondern er hieß bereits so, als er bei uns einzog.
Bobs Leben als Straßenhund
Bob kam als völlig verängstigter Hund bei uns an. Er lebte in den Straßen Sarajevos, immer in der Angst, den Hundefängern in die Hände zu fallen. Diese machen kurzen Prozess mit den vielen eingefangenen Tieren. Sie erschlagen sie direkt im Lieferwagen. Bobs Glück war wahrscheinlich seine Ängstlichkeit. Und natürlich ist das Leben auf den Straßen Sarajevos auch geprägt von ständigem Hunger und Überlebenskampf.
Bot hatte Glück. Das Team von Animal Care International fand ihn und nahm in eine Pflegestelle auf. Von dort aus stellten sie ihn ins Netz – und durch Zufall stießen wir auf ihn. Als wir die Fotos sahen, waren wir sicher: Das ist unser Hund!
Anfangs hatte er so viel Angst, dass ich ihn zum Gassi gehen aus dem Haus tragen musste. Wenn er ins Auto einsteigen sollte, machte er sich vor Angst an. Wie sollte dieses geschundene Lebewesen denn auch wissen, dass es wieder zurück darf. Wenn es eines in seinem Leben bisher nicht gegeben hatte, dann war es Zuwendung und Kontinuität.
Bob lebte sich ein
Die ersten Wochen in unserer Familie waren für Bob reiner Stress. Die Kinder, die Geräusche, das Kommen und Gehen. Wir versuchten es ihm so leicht wie möglich zu machen. Meist lag er in seinem Körbchen und schaute ängstlich herum. Aber nach kurzer Zeit fing er an, seine Umgebung zu erkunden. Er bellte nach Wochen das erste Mal. Und er lernte das Autofahren zu genießen, weil er irgendwann verstand, dass er immer wieder nach Hause zurück darf.
Mittlerweile hat er unser zu Hause als sein Revier erkannt, auf das er gewissenhaft aufpasst. Kein Besuch kommt mehr in die Nähe des Hauses, ohne nicht lautstark angekündigt zu werden. Wenn wir nach Hause kommen, wedelt der ganze Hund vor Freude.
Schmerz, nicht alle Hunde retten zu können
Wenn ich Bob erlebe, wie er aufblüht, wie er Vertrauen gefasst hat, dann überkommt mich immer wieder der schreckliche Schmerz, dass ich nur einen Hund retten konnte. Dass es so viele Hunde (und auch andere Tiere) gibt, die man retten müsste. Ebenso wie man viele Menschen retten müsste.
So klein und machtlos
Ich fühle mich dann klein und machtlos und hadere damit. Aber in „bewussten“ Momenten weiß ich, dass es sehr wohl etwas ausmacht, wenn man einen von vielen rettet.
Gruppenwesen der Hunde
Wenn ich Bob streichle und ihn versorge, dann denke ich an das Gruppenwesen der Hunde. An den „großen Hund“. Und ich weiß, dass dieses Hundwesen Stärkung erfährt, dadurch dass einzelnen Tieren seiner Art geholfen wird. Jedes geliebte Tier stärkt das jeweilige Gruppenwesen. Das hilft mir dann mit dieser Ohnmacht umzugehen, wenn ich an all die gequälten Tiere denke, denen ich nicht helfen kann.
Vielen lieben Dank für deine einfühlsamen und inspirierenden Worte. Es tut gut deine Seite zu entdecken . Danke ❤
Liebe Isabel,
es tut auch gut, so ein nettes Feedback zu erhalten.
Ganz lieben Gruß
Manuela