Auch für die spirituellen Menschen unter uns kommt jetzt wieder die Zeit, in der man selbstkritisch vor dem Spiegel steht und sich fragt, ob das wirklich der Körper ist, für den man vor Jahren einmal bewundernde Blicke geerntet hat.
Ja, das ist er. Aber halt ein paar Jahre älter. Jetzt stehen uns mehrere Wege offen.
1. Wir erschaffen uns einen Bikini-Body
Wir nehmen uns vor, aus diesem erschlafften, etwas dicklichen Köper in Nullkommanichts einen Bikini-Body zu machen. Weg mit all unseren spirituellen Gedanken und ran an den Speck. Denn schließlich zählt ja auch die Optik. Okay, ab morgen Diät, besser noch fasten, höchstens grüne Smoothies. Dazu Sport. Und davon jede Menge. Am besten täglich bis zur Erschöpfung. Genau! Wir sind voll motiviert. Ungefähr drei Stunden. Dann kommt der Hunger und wir beschließen, dass wir doch lieber mal noch was Anständiges essen, bevor wir uns an die Umsetzung unserer Ziele machen. Am Abend dann noch eine Pizza. Die gibt es dann lange nicht mehr. Und so weiter. Ich denke, jeder der mal eine Diät (oder hunderte) gemacht hat, kennt das Spiel. Vergessen wir das!
2. Wir zeigen unseren Körper nicht
Ins Schwimmbad gehen wir gar nicht. Und falls wir müssen, weil wir Kinder haben, gehen wir als Turiner Grabtuch. Verhüllt von oben bis unten. Geschmückt mit einem oder mehreren neckischen Pareos, die zwar lediglich zeigen, dass wir versuchen unsere Polster zu verdecken, aber ansonsten zu gar nichts nütze sind. Wir verlassen unseren Liegeplatz fast nie, denn ungeschützt den Blicken der anderen Badegäste standzuhalten, erscheint uns unzumutbar. Aufatmend verlassen wir die Stätte unser Demütigung am Abend und erholen uns bis zum nächsten Mal bei einer Portion tröstender Spaghetti.
3. Wir lernen, uns zu lieben wir wir sind
Wir sehen, dass unser Körper nicht perfekt ist und erlauben ihm dieses. Wir besinnen uns darauf, dass wir nicht auf diese Erde gekommen sind, um den Sommer mit Bikini-Figur im Schwimmbad zu verbringen, sondern dass wir viel Wichtigeres zu tun haben, als uns mit diesen Gedanken zu quälen. Wir genießen den Sommer, zeigen unsere Speckröllchen, wissend, dass diese nicht überall auf der Welt und nicht zu jeder Zeit als Makel gelten und galten. Wir trösten uns nicht mit Essen über unsere Makel hinweg, sondern wir essen ohne schlechtes Gewissen und mit Genuss. Im Schwimmbad zeigen wir uns selbstbewusst und fröhlich als gestandene Frauen und behalten in unserem Gedächtnis, dass wir eine Menge Qualitäten im Herz und im Kopf haben. Wir benehmen uns selbstbewusst und stellen verwundert fest, dass außer uns gar niemandem aufzufallen scheint, dass wir ein paar (viele) Kilos zu viel haben.
Spiritualität bedeutet auch, sich selbstbewusst gegen Zeit-Diktate zu stellen. Wir dürfen uns zeigen, wir dürfen uns schön finden, wir dürfen mit Genuss essen.
Eine sehr kluge Frau hat zu mir gesagt:
Männer führen Kriege – Frauen machen Diät!
Und was ist Diät anderes, als ein ewiger Krieg gegen uns selbst. Das ist das letzte, was die Welt derzeit braucht. Die Welt braucht unser Wissen, unser Mitgefühl, unser Hexen-sein, unseren Humor, unsere Lebensfreude und unsere Tatkraft. Was sie sicher nicht braucht, sind unsere Diäten.
In diesem Sinne: Genießen wir die ersten sommerlichen Tage!
Vielen dank für diesen Text. Heute nachmittag ist zum ersten Mal in dieser Saison Schwimmbad angesagt. Und ich freue mich sehr darauf!
Ich möchte keinen Krieg gegen meinen Körper führen, aber so ganz und gar JA zu allen meinen körperlichen Makeln kann ich (noch) nicht sagen. Ich bin aber dran, meinen Bauch so zu lieben wie er ist. Weich und warm und irgendwie lieb ist er nämlich… 🙂
Liebe Nicole, ja so ein Bauch hat doch auch echt was Kuscheliges. Und weißt Du, wenn Du mal im Begriff bist, diesen Körper zu verlassen, wirst Du Dir sicher viele Gedanken über Dein gelebtes Leben machen, aber wahrscheinlich keine über die Bikini-Figur. Merkt man, dass ich Sterbebegleitung gemacht habe? 🙂 Ich finde es toll, dass Du auf so einem guten Weg bist und wünsche Dir von Herzen, dass Du dabei bleiben kannst.
Alles Liebe und vielen Dank für Deinen Kommentar
Manuela
schön geschrieben manuela
Hihi, danke Doris. Als Betroffene kennt man das halt 🙂
Liebe Grüße an Dich
DANKE! frau kann solche Gedanken nicht oft genug hören, lesen, schade, dass es zuwenige Frauen gibt, die sie aussprechen oder zumindest zu denken wagen, weil wir alle so dominiert und diktiert sind von diesem Terror, ja und es braucht auch das Teilen um da wirklich raus zu kommen, weil wir sind in dem ja auch alle sehr vereinzelt und es spielt sich alles heimlich in uns ab….in der vorletzten Frauenzeitung „Brigitte“ war neben allen Werbungen und Artikeln für einen Bikinikörper ein Dossier über die Versöhnung mit unserem Körper und da war ein Interview mit der äußerst klugen Susie Orbach, die wirklich sehr viel Wesentliches dazu zu sagen hat. Vielleicht kann frau das online lesen oder eines ihrer ebenfalls sehr tollen Bücher.
Ja, Susie Orbach…das ist ein gutes Stichwort. Muss ich doch gleich mal mein Bücherregal durchsuchen. Ganz am Rande erwähnt – aber das weißt Du ja sicher – hast Du mich zu diesem Artikel inspiriert 🙂
:-))