In der letzten Zeit werde ich sehr häufig mit der Hässlichkeit – vor allem der Hässlichkeit der Worte – konfrontiert. Gerade auf Facebook finden sich Seiten, die an Hässlichem kaum zu überbieten sind. Allen voran sind das die Seiten rechtspopulistischer Hassprediger, die zu wahren verbalen Hässlichkeitsstürmen aufrufen. Das ist kaum zu begreifen, wie entmenschlicht dort kommentiert wird.
Aber auch andere Seiten, die es eigentlich gut meinen, zeigen Bilder absoluter Hässlichkeit. Und viele davon habe ich lange geteilt, weil ich dachte, dass die Welt wissen muss, dass es das gibt. Das fängt bei Bildern aus der Massentierhaltung an und geht über Tierquäler bis zu misshandelten Kindern. Und ich dachte lange, dass es gut sei, wenn man dies über ein Medium wie Facebook verbreitet, um die Menschen wachzurütteln.
Aber wenn ich gut in mich hinein höre, dann finde ich das gar nicht mehr so gut. Ich habe hingefühlt, wie es mir geht, wenn ich das sehe. Dann fühle ich mich schrecklich hilflos und verzweifelt und sehe die Schönheit der Welt nicht mehr – zumindest für einen Moment. Und ich fühle, dass mich das schwächt.
Ich gehe davon aus, dass dies anderen Menschen ebenfalls so geht. Und in gewisser Weise wird man davon „zwangsbeglückt“ wenn dies in der Chronik erscheint.
Aber wie geht man dann damit um? Ich war wirklich überzeugt, dass man Menschen zum Nach- und vielleicht sogar Umdenken bringt, wenn man sie mit solchen Hässlichkeiten konfrontiert. Mittlerweile denke ich anders darüber. Wenn ich Menschen die Schönheit zeige, entsteht ein Gefühl der Wärme und der Hoffnung. Und ich glaube, dass daraus viel mehr Gutes für die Welt entsteht.
Die Menschen, die die Hässlichkeit aushalten können, wissen, wo sie entsprechendes Material finden, das sie in ihrer Haltung – oftmals im Kampf gegen die oben genannten Dinge – unterstützt. Aber nicht jeder Mensch hat zu jeder Zeit seines Lebens die Kraft sich damit auseinander zu setzen.
Und ich glaube, dass Menschen aus Liebe ebenfalls (oder gerade) bereit sind, etwas für die Welt zu tun. Als vor vielen Jahren der Film „Ein Schweinchen namens Babe“ herausgekommen ist, ging der Schweinefleischverbrauch drastisch zurück. Und das, obwohl der Film keine scheußlichen Szenen gezeigt hat. Er hat nur dem Schweinchen eine – zugegeben vermenschlichte – Stimme gegeben. Auch das kann ein Weg sein, Dinge aufzuzeigen.
Vielleicht irre ich mich ja, und eines Tages denke ich, dass dies ein Fehler war, aber jetzt gerade ist mein Weg, dass ich mich bewusst dem Schönen zuwenden möchte. Diese Welt, diese Erde, birgt so viel Schönheit und Anmut und es ist erhebend und Kraft spendend, wenn man sich dem zuwendet.
Wahrscheinlich gibt es auch einfach unterschiedliche Lebensphasen. Die, in denen man ankämpfen will, gegen all das Hässliche, Grausame und Ungerechte und dann wieder Phasen, in denen man in Kontakt mir all dem Schönen und Guten steht.
Früher hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich das Hässliche nicht angeschaut habe. Ich hatte das Gefühl, als ob ich all die Opfer der Grausamkeiten damit im Stich lassen würde. Aber, nach langem Nachdenken darüber, kann ich es mir erlauben, eine Phase zu leben, in der ich mich bewusst dem Schönen und Reinen zuwende.
Wenn ich über die Rolle der Widersachermächte in dieser Sache nachdenke, dann hat mich eigentlich immer der Verdacht beschlichen, dass ich diese ebenfalls nähre, wenn ich mit Abscheu und Entsetzen auf die Gräuel der Menschen geschaut habe. Es ist eine Form der Energie und Zuwendung – egal wie ich es beurteile.
Gerade jetzt, wo wieder die dunkle Jahreszeit Einzug hält, halte ich es für heilsam, sich sehr bewusst den guten Seiten der Menschen zuzuwenden. Es gibt so viele selbstlose Helfer, Aktivisten und Wohltäter und noch mehr Menschen, die einfach ihr Leben leben und ihre persönlichen Werte – die im Einklang mit dem Ganzen stehen – leben. Und wenn ich darüber nachdenke weitet sich mein Brustkorb und ich erlebe eine Kraft in mir entstehen. Eine Kraft, die hilft einfach weiterzumachen. Nach wie vor an das Gute in den Menschen zu glauben, die Hoffnung nicht zu verlieren, dass sich eines Tages alles doch noch zum Guten wendet.
Es geht ja nicht darum, dass das Gute das Böse auslöscht, sondern es geht darum, das Böse zu verwandeln. Und vielleicht kann ein jeder von uns ein klein wenig dazu beitragen, dass die Welt heller und freundlicher wird.
Vollkommen einverstanden!! – merke auch immer mehr, wie stark ich auf Negatives emotional bis zur Schlaflosigkeit reagiere – wie schön ist es hingegen aufbauende Dinge zu sehen, zu hören und zu lesen wie ich zum Beispiel das Buch vom mittlerweilen 90-jährigen David Steindl – Rast “ Ich bin durch dich so ich“ – soviel Erhabenheit, Erhebendes, Freudiges und Schönes findet sich drin und ich bin überzeugt, dass es das ist, was in die Welt wirklich heilsam wirkt. Das hat nichts mit Leugnung zu tun, nur damit das Ganze zu sehen und den eigenen Beitrag zu geben….Danke Manu!
Danke liebe Beatrix, auch für den Buchtipp. Das muss ich mir doch gleich mal anschauen.